Two completely different sand-impressions

Wir sind heute von Dhaka nach Cox’s Bazar geflogen, dass ist die Stadt mit dem größten Sandstrand der Welt – heißt es. Ach und wir, das sind Jabed, diesmal wieder mit unterwegs als mein Fotograf und Gopal, der mich ja meistens auf meinen Reisen in Bangladesch begleitet.

Vom Flughafen aus geht’s direkt zum größten Rohingya camp – ich will mir gerne erstmal einen Überblick über die Situation verschaffen, bevor die richtige Arbeit morgen losgeht. Direkt ist allerdings relativ, denn es ist eine mindestens einstündige Strecke, ja nach Verkehr. Und ein gutes Stück Straße läuft erstmal parallel zum größten Sandstrand der Welt….

Nach und nach geht’s aber weg vom Strand, durch Straßendörfer durch, in denen ziemlich viel Verkehr herrscht – und mit allem gehandelt wird, das man sich vorstellen kann. Vom Kochtopf bis zum kompletten Bett gibt es hier alles. Und dazwischen steht immer wieder eine Kuh. Auch mitten auf der Straße. Wie in Indien 😉

Dann passieren wir eine einspurige Brücke…. das heißt, wir wollen gerne rüber, aber alles staut sich. Und der Grund dafür ragt weit über die Rikscha vor mir auf, zeigt mir den dicken, grauen Hintern und bewegt sich ziemlich gemächlich: Ein ausgewachsener Elefant! Nein sogar zwei

Erst der unglaubliche Sandstrand, dann die Fahrbahn entlang von kleinen Hainen und jetzt noch die Elefanten – kein Wunder, dass ich erstmal auch ganz begeistert über die kleinen Häuschen bin, die sich wie eine Terrassensiedlung an die sanften Hügel schmiegen. Aber der erste Eindruck täuscht. Denn die kleinen Häuschen stellen sich schnell als zusammengeschusterte Hütten heraus – erste Ausläufer der Rohingya-Camps.

Es gibt hier mehrere Camps, wir steuern aber das größte an. Hier hat die deutsche NGO CBM nämlich gerade erst ein Hilfsprojekt aufgebaut, das ich auf jeden Fall sehen will. Raus aus dem Auto, das letzte Stück – etwa 15 Minuten Weg – geht’s zu Fuß.

Die Wellblechhütten am Weg entlang sind in der Regel Anlaufstellen der verschiedensten Hilfsorganisationen. Hier tummelt sich alles, was ‚Rang und Namen‘ hat in diesem Geschäft: Ärzte ohne Grenzen, Save the Children, UNHCR oder auch einheimische NGOs wie die bengalische BRAC.

Es gibt unglaublich viele Kinder hier. Viele springen nackt herum, andere erledigen zum Teil schwere Arbeiten: schleppen Holz, Bambusstangen, schweißen Metall zusammen, hacken Löcher und Kanten in die Hügel. Wie gesagt, die sind zum Großteil terrassenförmig angelegt, mit eingekerbten Treppen. Und jetzt erst seh ich, dass die Hügel eigentlich nur aus festgestampftem Sand bestehen. Von wegen idyllische Terrassenanlage – ein starker Regenguss und viele der Häuser, Latrinen und Wasserstellen rutschen einfach ab…

Für die Lager wurden übrigens ganze Baum-Haine gerodet, die sich sonst über die Hügel ziehen. Totaler Kahlschlag an vielen Stellen. Trotzdem luckt auch immer mal wieder was Grünes aus diesem Plastik-Sand-Einerlei – und dann wirkt das endlos triste Lager plötzlich doch fast auch ein bisschen schön.

Dann haben wir’s geschafft: Die Registrierungsstelle der Christoffel-Blindenmission (CBM) taucht vor uns auf. Hier kann jeder um ärztliche Hilfe anfragen, wird erst von einem Arzt untersucht und eingeschätzt, dann an Spezialisten oder Therapeuten verwiesen, die gleich in der nächsten Zelt-Parzelle auf Hör- oder Sehschwächen untersuchen. Oder psychische und physische Beratung anbieten.

Gleich nebenan hat heute eine Art Schule aufgemacht. Wir kommen gerade noch richtig, um ein paar der rund 60 Kinder zu sehen, die hier ein bisschen beschult werden, vor allem aber einfach einen Raum haben, wo sie spielen und den tristen Lageralltag vergessen können.

Es ist kurz nach 16 Uhr, wir müssen das Lager verlassen, heißt es. Denn es wird bald dunkel und nachts darf kein foreigner mehr hier sein – das sei viel zu gefährlich.

Vielleicht krieg ich morgen mehr darüber raus, wie es in punkto Gewalt, Korruption und Prostitution hier im Lager zugeht…

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