Distress call from Bangladesh

Unlängst hat mich ein Kollege aus Bangladesch kontaktiert. Per Mail und Facebook. Er war ziemlich aufgeregt und hat mich fast ohne Kommentar mit unglaublich vielen Bildern und Texten zugeschüttet. Leider waren alle Texte in Bangla, also auf Bengalisch.

Ich war einerseits neugierig, andererseits etwas genervt, weil ich überhaupt nicht kapiert habe um was es geht. Also hab ich nachgefragt und eine krude Geschichte erfahren:

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Diese beiden Bangladeshi, Hanif und seine Schwester, suchen ihren Vater, der Deutscher ist oder war. Denn er ist seit 1971 – also seit dem Unabhängigkeitskrieg, in dem sich Bangladesch von Pakistan abgespalten hat – spurlos verschwunden.

Hanifs Vater kam wohl 1956 ins heutige Bangladesch (damals Ost-Pakistan), offenbar war er Panzergrenadier in der Deutschen Armee, hat die aber verlassen und in Chittagong, der zweitgrößten Stadt in Bangladesch, ein Geschäft eröffnet. Dort hat er auch Hanifs Mutter kennengelernt, ist zum Islam konvertiert und hat Chad Sultana (Hanifs Mutter) geheiratet. Jedenfalls schildert Hanif das in einem Brief so – ich hab aber keine Ahnung, ob es eine Liebesheirat oder eine arrangierte Ehe war.

My Father and Mother
1965 kam dann wohl Hanifs ältere Schwester zur Welt, die Familie zogen nach Pakistan um, wo 1971 Hanif selbst auf die Welt kam.
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Soweit ich es verstanden hab, wollte Peter Eick (oder Eich oder auch Aike, über die Schreibweise ist sich Hanif offenbar nicht sicher), Hanifs Vater, seine Familie schützen und schickte sie zurück nach Ost-Pakistan. Kurz bevor einer der brutalsten Unabhängigkeitskriege begann: Die Abspaltung Bangladeschs von Pakistan.
Seither fehlt von Peter Eick vulgo Eich vulgo Aike jede Spur.
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Hanifs Mutter, Chad Sultana, ist mittlerweile 75, seine ältere Schwester 51, er selbst 45 Jahre alt. Und offenbar würde Chad Sultana wenigstens vor ihrem Tod noch gerne wissen, was aus ihrem verschollen Ehemann geworden ist. Ob er überhaupt noch lebt…

Eine krude Geschichte, oder?

Ich werde versuchen, diese Geschichte zu verifizieren – wenn ich das nächste Mal in Bangladesch bin. Und mal sehen, was ich daraus machen kann…
Mich interessiert vor allem, was es für eine Frau in Bangladesch bedeutet hat, zwei Kinder ganz allein großzuziehen. Warum Hanif und seine Schwester nie den Wunsch hatten, nach ihrem Vater zu suchen, oder eben erst jetzt. Interessant finde ich auch, dass Hanif immer wieder beteuert, dass er mittlerweile eine eigene Familie hat und auf keinen Fall das Land verlassen will oder Anspruch auf ein Visum oder deutschen Pass erhebe. Aber sowohl er als auch seine Schwester sind bereit, bei Bedarf DNA Test zu machen – Hauptsache sie erfahren, was aus Peter Eick alias Eich alias Aike geworden ist.